Schwarz Sehen mit RPGReki: Zensur des Internet
published on , last updated on , written by q. Thai “RPGReki” Chung, tagged with Privacy, Censorship, Gloomy Future, Posts in German.Ursprünglich veröffentlicht am 2016-06-02 auf blog.crystaldown.de, welche nun in diesen Blog aufgegangen ist.
Wir schreiben 2020.
Das Internet, so wie wir es in den 2010er kannten, ist tot: seit ein paar Jahren werden bei allen Suchmaschinen Webseiten, die in irgendeiner Form regierungskritisch sein könnten, ausgelistet — die Webseiten sind mit z. B. Google nicht mehr aufzufinden. Das Auslisten wurde von verschiedenen kritikintoleranten Regierungen angeordnet; die ausgelisteten Seiten sprachen damals von Zensur.
Die Suchmaschinenbetreiber mussten aber jedoch mal den Anordnungen Folge leisten. Seit dem Präzedenzfall Mitte 2016 müssen Gesetze zur Informationsregulierung aller Länder weltweit eingehalten werden. Mittlerweile gibt es nur noch vereinzelte Gruppen, die es noch wagen an irgendeiner Regierung Kritik zu üben.
Dabei fing das alles vollkommen harmlos an: nachdem im Mai 2014 der Europäische Gerichtshof entschieden hatte, dass Google zum Löschen von Links gezwungen war. Geklagt hatte der Spanier Mario Costeja González, der seinen Namen nicht mehr mit einer Liste von zu pfändenden Immobilien in der katalanischen Zeitung „La Vanguardia“ in Verbindung sehen wollte. Dabei tauchte auch sein Name auf, weil er Miteigentümer einer Immobilie war.
Im November 2014 beschloss die EU dann daraufhin Kriterien für „Recht auf Vergessen“. Dann verhängte die französische Datenschutzbehörde CNIL im Mai 2016 eine Geldstrafe von EUR 100.000 gegen Google, weil Google die relevanten Ergebnisse nur per Geoblocking ausgelistet hatte; die Links waren außerhalb der EU immer noch auffindbar. Trotz der Warnungen, dass ein solcher Präzedenzfall für Forderungen anderer Länder, die „weniger offen und demokratisch sind“ Tür und Tor öffnete, selbst den Anspruch zu erheben, dass ihre Gesetze zur Informationsregulierung weltweit gültig zu sein hätten, wurde Google gezwungen, dies zu tun. Mit den bereits genannten Folgen.
Die Büchse der Pandora wurde geöffnet und konnte nicht mehr geschlossen werden. Wer hätte gedacht, dass freie Meinungsäußerung im Internet ausgerechnet durch Datenschutz abgeschafft wird?
Schwarzsehen mit RPGReki
Ich hoffe mal, dass diese Zukünfte, die ich hier beim „Schwarz Sehen mit RPGReki“ beschreibe, niemals eintreffen.